Ein Wort

Mein Text «Ein Wort» abgedruckt im Novemberheft 2021 der Literarischen Blätter.

Liebe Frau Guggenbühl. Der Schnee auf dem Gehsteig knirscht bei jedem Schritt. „Wechseln Sie den Ort, wenn es nicht mehr geht“, sagen Sie mir in der letzten Sitzung. Mehrfach, und ich habe es jetzt getan. Raus in die Kälte. Frau Guggenbühl. Liebe Frau Guggenbühl. Oder sehr geehrte? Nein, wir kennen uns persönlich. Professionell-persönlich. „Liebe“ – „Geehrte“? Liebe Frau Guggenbühl. „Schreiben Sie doch einen Brief. An wen auch immer. Das hilft. Aufschreiben ist immer eine gute Sache. Gedanken ordnen.“ Das haben Sie in der letzten Sitzung betont. Anna quält mich. Sie spreche ich mit „Liebe“ an. Liebe Anna. Mit dir wäre ich gerne älter geworden. Zusammenziehen? Vielleicht ein Kind. Oder zwei. Kleinfamilie? Mit dir hätte ich das gerne gehabt. Und gestern?! Kann ich das schreiben? Dir schon, Anna. Aber Frau Guggenbühl? Vorgestern zogst du mich die Holztreppe hoch. Kein Geländer. Zogst mich hoch und dich aus. Treppensex. Zum letzten Mal? Weiterlesen

Mitwirkende

Text: Silvan Rechsteiner
Dramaturgische Mitarbeit: Stephan Teuwissen